World Liberty Financial erweitert den USD1-Stablecoin

    Von

    Rajeev Rajput

    Rajeev Rajput

    World Liberty Financial erweitert den USD1-Stablecoin

    Der USD1-Stablecoin von World Liberty Financial legt ein hohes Tempo vor. Der jüngste Schritt ist die Ausweitung auf mehrere Netzwerke über die Handelsplattform KuCoin. Auffällig sind vor allem das Tempo und die Dimension. Nur wenige Monate nach dem Start im März 2025 hat USD1 bereits eine Marktkapitalisierung von rund 2,46 Mrd. USD erreicht und ist nun auf Ethereum, der BNB Smart Chain und TRON verfügbar. Die Verteilung spricht für sich: Rund 2,1 Mrd. USD liegen auf der BNB Chain, 293 Mio. USD auf Ethereum und 25 Mio. USD auf TRON. Ziel ist es, Liquidität dort zu bündeln, wo sie am aktivsten ist.

    Das Besondere im Vergleich zu früheren Stablecoin-Einführungen ist die Integration von Chainlink CCIP. Cross-Chain-Transfers zählen zu den riskantesten Bereichen im Kryptosektor. In den vergangenen Jahren gingen fast 3 Mrd. USD durch Exploits bei Bridges verloren. Durch den Anschluss an das Interoperabilitätsprotokoll und das Proof-of-Reserves-System von Chainlink setzt USD1 auf ein sichereres, transparenteres Modell. Chainlink CCIP sichert bereits DeFi-Vermögenswerte in zweistelliger Milliardenhöhe ab. Die Anbindung an diese Infrastruktur schafft Vertrauen bei institutionellen Anlegern, dass es sich hier nicht um ein weiteres instabiles Experiment handelt.

    Auch die institutionelle Nutzung ist bemerkenswert. USD1 kam bereits bei MGX’ 2-Mrd.-USD-Investment in Binance zum Einsatz, ebenso bei den IPO-Vorbereitungen der Handelsplattform Bullish Exchange, und wird inzwischen in größerem Umfang bei Gate.io gehalten. Mit einem Bestand von rund 190 Mio. USD ist Gate.io der zweitgrößte Börsenhalter. Es handelt sich also nicht nur um retailgetriebene Bewegungen, sondern um einen gezielten Vorstoß, USD1 als Settlement- und Treasury-Instrument für große Marktteilnehmer zu positionieren – ein Feld, das bislang USDT und USDC dominierten.

    Politische Verflechtungen und Transparenzfragen rund um den USD1-Stablecoin

    Die politischen Implikationen lassen sich dabei kaum ausblenden. Die Verbindung zu Projekten der Trump-Familie verschafft USD1 einerseits Sichtbarkeit, zieht andererseits aber auch Kritik auf sich. Senatorin Elizabeth Warren bezeichnete den Stablecoin bereits als „Abzocke“, während Wissenschaftler auf Governance- und Transparenzprobleme bei den Reserven hinweisen. Die Einhaltung des GENIUS Act und das Custody-Modell von BitGo sollen diese Kritikpunkte entkräften. Monatliche Chainlink-Reservenachweise sollen belegen, dass jeder Token gedeckt ist. Ob dies ausreicht, um die Kritiker zu verstummen, bleibt offen.

    Das Wettbewerbsumfeld ist hart. USDT liegt weiterhin bei einer Marktkapitalisierung von 151 Mrd. USD, USDC bei 60,6 Mrd. USD. USD1 rangiert trotz Dynamik mit Platz sechs weit dahinter. Die entscheidende Frage ist, ob politische Nähe und regulatorische Klarheit helfen können, Marktanteile der Platzhirsche abzuschneiden. Manche Analysten sehen USD1 als potenzielles Fundament für institutionelle Nutzung unter neuen US-Regeln. Andere bezweifeln, dass das Ökosystem reif genug ist, um Tether oder Circle ernsthaft Konkurrenz zu machen.

    Risiken und Expansionspläne für USD1

    Es bestehen zudem technische und systemische Risiken. Studien zeigen, dass selbst gut besicherte Stablecoins in Krisenzeiten „Run-Risiken“ ausgesetzt sind. Bei USDT und USDC lagen diese bei 3,9 bzw. 3,3 Prozent pro Jahr. Auch USD1 ist davor nicht gefeit. Eine Expansion auf Solana ist für Ende 2025 geplant, ergänzt durch ein Punkteprogramm, das Handel und Nutzung anreizen soll. Die Kapitalaufnahme von 1,5 Mrd. USD mit ALT5 Sigma stärkt die institutionelle Basis. Entscheidend wird jedoch die Umsetzung sein, nicht die Ankündigungen.

    Im größeren Bild entwickeln sich Stablecoins von einem rein krypto-nativen Instrument hin zu einer Infrastruktur für globale Zahlungen und Unternehmensfinanzierung. Die Multi-Chain-Präsenz von USD1 auf KuCoin und die Integration von Chainlink CCIP zeigen beispielhaft, wie dieser Wandel verlaufen könnte. Es geht nicht nur darum, mit Tether oder Circle zu konkurrieren. Es geht um die Positionierung für eine Zukunft, in der Stablecoins Treasury-Management, grenzüberschreitende Abwicklung und sogar IPO-Finanzierungen stützen. Vergleichbare Entwicklungen gibt es bereits: USDC erweitert seine Rolle im Settlement realer Vermögenswerte, PayPals PYUSD rückt schrittweise in den Zahlungsverkehr, und nun zielt USD1 direkt auf institutionelle Strukturen.

    Die Auswirkungen könnten erheblich sein – ebenso aber die Gegenreaktionen. Stablecoins bewegen sich im Spannungsfeld von Regulierung, Politik und Systemfinanzierung. USD1 schreitet zügig voran. Ob es jedoch zum dominanten Player oder zu einem politisch verstrickten Nischenprodukt wird, hängt von den nächsten Expansionsschritten ab.


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